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Hinter Gittern - Joy Fielding

 

Eine der ganz großen Weltstars der Krimiszene war am Dienstag (23.10.12) zu Gast in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen. Joy Fielding, kanadische Bestsellerautorin mit mehr als 50 Millionen weltweit verkaufter Bücher, konnte zu einer Lesung in einem ganz besonderen Ambiente gewonnen werden, um aus ihrem neuen Buch „Das Herz des Bösen“ zu lesen.

 

Die Veranstaltung, die im Rahmen von Europas größtem Krimifestival „Mord am Hellweg“ stattfand, konnte sich bereits im Vorfeld großer Nachfrage erfreuen: schon wenige Tage nach Vorverkaufsbeginn waren drei Viertel aller Karten verkauft. So verwundert es nicht, dass die Sporthalle der Gelsenkirchener Haftanstalt mit über 400 Gästen gefüllt war. Doch nicht nur zahlende Besucher von außen fanden sich unter den Gästen. „Kultur trifft viele unterschiedliche Interessen, in unserem Fall soll sie ganz konkret alle Beteiligten des Justizvollzugs zueinander bringen - Externe, Bedienstete und Gefangene“, betonte Anstaltsleiter Heim in seiner kurzen Eröffnungsansprache. Dieser Vorgabe entsprechend fanden sich unter den Besuchern auch zahlreiche Gefangene sowie Bedienstete und deren Angehörige.   

 

Der Stargast des Abends, Joy Fielding, zeigte sich schon mit ihren ersten Worten begeistert von der beeindruckenden Kulisse: Sie betonte, dass sie sich nicht zum ersten Mal in einem Gefängnis befinde, dass sie aber noch nie eine so professionell organisierte Veranstaltung „hinter Gittern“ erlebt habe. Gut gelaunt, warmherzig und mit stets lächelndem Blickkontakt zum Publikum las sie - unterstützt von der Schauspielerin Dennenesch Zoudé für den deutschsprachigen Leseteil - aus ihrem aktuellen Bestseller und diskutierte ausgiebig mit der Moderatorin Margarete von Schwarzkopf vom Norddeutschen Rundfunk, die gekonnt durch den Abend führte.

 

Für ein besonderes Highlight sorgte „Panzerfett“, die Gefangenenband der JVA Gelsenkirchen. Schon vor der Veranstaltung und in der Pause begeisterten die sechs Musiker um die Pädagogin Gudrun Stachorra, die auch den Gesangsteil übernommen hat, mit professionell dargebotenen Rocksongs. Schon hier wurden erste Stimmen laut, denen auffiel, dass der Applauspegel noch höher ausschlug als beim eigentlichen Stargast. Den Höhepunkt erreichte die Band aber erst im Anschluss an die Lesung - eher ungeplant rockte sie noch drei Stücke, die das Publikum von den Sitzen rissen: Standing Ovations und „Zugabe“-Rufe waren der Lohn des Konzerts und gaben der Band Mut zu weiteren Auftritten dieser Art.

 

Nachdem alle Gefangenen wieder in ihren Hafträumen untergebracht waren und die Gäste sich bereits auf dem Heimweg befanden, konnte Anstaltsleiter Carsten Heim durchatmen: „Ich bin froh, dass alles so perfekt gelaufen ist. Und ich bin davon überzeugt, dass solche Veranstaltungen wichtig sind: sie vermitteln der Öffentlichkeit ein Bild unserer Anstalt und des Strafvollzuges insgesamt, das in deutlichem Kontrast zu gern gepflegten Vorurteilen über das Leben hinter Gittern steht. Es gilt, den Vollzug  mehr in die Gesellschaft zu integrieren, ihn insbesondere mit seinen vielen positiven und gesellschaftlich relevanten Facetten vorzustellen - und ich glaube, dass uns das heute zu einem guten Stück gelungen ist.“

 

Der Veranstalter „Mord am Hellweg“ hat bereits eine Fortsetzung angekündigt und für das nächste Festival mit Namen wie Jussi Adler-Olsen oder Simon Beckett geworben.

 

Autor: Ralf Bothge, Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen; Bericht vom 24.10.2012