Die brauchten gar nicht lang, um sich für das noch unbekannte Format zu erwärmen: Sie spendeten reichlich Applaus und Punkte nach jedem Auftritt und kürten so ihren Liebling aus den Reihen der „Landkulturschaffenden Südwest“. Dieser gemeinnützige Verein für Kulturentwicklung hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Kultur aufs Land und an zumeist unzugängliche Orte wie zum Beispiel Reha-Kliniken oder eben Gefängnisse zu bringen.
Je nach Aufführungsort und Erreichbarkeit wechselt das Ensemble des insgesamt rund 40köpfigen Künstlernetzwerks. In der JVA Rheinbach moderierte der Vorsitzende des Vereins, Rolf Suter, die Kurzbeiträge von sieben Poeten und Poetinnen, die bei ihren jeweiligen Auftritten so unterschiedliche Themen wie etwa Frust im Arbeitsleben, Begegnungen unter Menschen oder Gruppenzwang zum Alkoholgenuss in Gesellschaft ins Wort setzten.
Rhythmisch rappend trug etwa Fatih Serbest aus Mainz seinen Text „Grenzgespenst“ vor. „Bei aller Unterschiedlichkeit ist uns eins gemeinsam: Wir präsentieren Texte für Menschenfreundlichkeit“, betonte Suter. Und ermutigte die Inhaftierten zur Teilnahme: „Draußen wartet das Leben auf Sie – gehen Sie einen guten Weg! Und schließen Sie sich uns vielleicht an.“ Diese Einladung nahm einer der 20 anwesenden Inhaftierten sofort an: Er trug spontan außer Konkurrenz ein türkisches Lied vor.
Bei der Publikumswertung entschied die Poetin Eva-Lisa den Wettstreit mit einer gefühlvoll-ironischen Zukunftsutopie für ihre neugeborene Nichte für sich.
Zum Dank für ihre Darbietungen genossen die Künstler köstliche Häppchen vom Kantinenchef Enrico Winter der JVA Rheinbach. Auch das Freizeit-Organisations-Team um Rudolf Armbruster, Rene Bollig, Niklas Hause und Marcus Haupt zeigte sich rundum zufrieden mit der Resonanz auf die Veranstaltung in der Mehrzweckhalle der JVA.
Quelle (Text&Bild): Inga Thulfaut, JVA Rheinbach