...als ich als Gastkünstler im Rahmen von KnastKultur für die Insassen der JVA Siegburg spielen durfte.
Als Verstärkung hatte ich Michael Breuer vom Photokonzept dabei, er hat versucht ein paar der Augenblicke festzuhalten immer im Blick darauf daß die direkten Gesichter der Häftlinge nicht auf den Fotos erscheinen dürfen.
Als wir mit dem Auto durch die Schleuse fuhren, unsere Pässe und Handys abgeben mußten und sich dann die andere Seite der Schleuse öffnete, wurde uns ganz schnell klar daß wir hier in eine andere Welt eintauchen würden die uns vorher berechtigterweise nicht bewußt war.
Unplanmäßigerweise führte man uns auf eine kleine Besichtigungstour durch den alten und den neuen Gefängnistrakt. Ein mulmiges Gefühl hatten wir schon bei den ersten Schritten im inneren Gefängnistrakt.
Dann begrüßte uns das Insassen Team von www.Podknast.de die den Auftritt komplett auf Video mitgeschnitten haben.
Nachdem wir ein erfrischendes Interview geführt hatten, ging die Tür auf und die Konzertbesucher wurden eingelassen.
Meine größte Frage war: Wie gehe ich mit diesen Jungs um? Wie spreche ich sie an? Wie weit kann ich hier und da gehen? Egal, also einfach starten und mal sehen wie der Gig verläuft.
Kurz gesagt: es war eine wirklich tolle Erfahrung! Die Jungs mußten, genau wie ich auch, erstmal auftauen. Ein wenig habe ich gebraucht um einen Zugang zu den Jungs zu bekommen, aber letztendlich zählt dann doch immer das man selbst authentisch und echt bleibt, nur das war auch dort der Schlüssel zum Erfolg.
Die Konzertbesucher haben mitgesungen, gegröhlt, applaudiert und wir haben wirklich viel gelacht. Mauern wurden eingerissen, auf beiden Seiten und am Ende kam jeder zu mir und gab mir die Hand mit den Worten: Vielen Dank daß Du uns mal für zwei Stunden woanders hin mit genommen hast.
Außerdem hat Häftling R. aus Köln, ich mußte ihn erst überzeugen zu singen, zwei kölsche Songs in den Abend geschmettert und somit das Herz von uns und der anderen Gäste im Sturm erobert.
Ich habe keinen Moment vergessen daß dort Häftlinge sitzen die in verschieden schweren Fällen gegen daß Gesetz verstoßen haben, aber mir war ebenso bewußt daß dort auch ganz normale Menschen sitzen mit Bedürfnissen, Fehlern, Macken und Launen.
Nach dem Konzert gabs für KnastVideoteam, Wärter und Künstler noch Würstchen, Kartoffelsalat und Sprudelwasser. Wir haben alle zusammen gesessen, gegessen und gequatscht. Hier und da wurden sogar untereinander erste ernstere Gespräche geführt.
Dann verabschiedeten wir uns und verließen durch die Schleuse wieder diese unwirkliche Welt, allerdings voller Eindrücke die uns noch das ganze Wochenende beschäftigen sollten.
Wohl einer der Top 3 interessantesten Gigs in meinem musikalischen Lebenslauf.
Mathias Nelles