wappen

Interview mit dem Autor Christian Linker zur Lesung im Rahmen der Veranstaltung „Literaturkaffee“

Am Donnerstag dem 31. Mai 2012 veranstaltete der Katholischen Gefängnisverein Siegburg e.V in der JVA Siegburg im Haus II eine Literaturveranstaltung. In der Zeit von 18.00 bis 20.30 Uhr stellte der Autor Christian Linker Auszüge seines bisher unbetitelten neuen Romans interessierten Gefangenen vor, um anschließend mit ihnen darüber zu diskutieren. Nach der gelungenen Veranstaltung traf Knastkultur den Autor um mit ihm über sein neues Buch, Religion und Politik zu sprechen.

Herr Linker, Sie sind Jugendbuchautor und waren nicht zum erstenmal in der Justizvollzugsanstalt in Siegburg. Sie haben den Gefangenen Entwürfe zu Ihrem neuen Roman vorgestellt. Wovon handelt das Buch?

Es geht um Nelly, die den Islam annimmt und sich einer salafistischen Bewegung anschließt, wo es wiederum Kontakte zu gewaltbereiten Gruppen gibt. Es stellt sich die Frage, ob Nelly bereit wäre, für ihren neuen Glauben zu töten. Aus ihrer ganz spezifischen Sicht wäre das zumindest nicht unplausibel und das macht aus meiner Sicht ein reizvolles Unbehagen an dem Text aus.

Im Buch schreiben Sie über deutsche Studenten die zum muslimischen Glauben übertreten. Wie wichtig ist ihnen Glauben?

Glaube spielt eine große Rolle in meinem Leben. Und die Fragen nach Gott, nach Leben und Sinn kommen in den meisten meiner Bücher vor.

Wie waren die Reaktionen der Gefangenen auf ihr Buch?

Es gab eine lebhafte Diskussion, aber einige haben auch klar zurückgemeldet, dass ihnen der Text zu anspruchsvoll erschien.

Was bedeutet Ihnen die Freiheit zu schreiben?

Was meinen Sie mit Freiheit? Es gibt die rechtsstaatlich garantierte Freiheit, dass ich meine Gedanken aufschreiben und verbreiten darf. Das bedeutet mir unendlich viel. Daneben gibt es die ökonomische Freiheit zum Schreiben, also quasi die durch den Verkauf von Büchern "erkaufte" Zeit, dass ich am Schreibtisch sitzen und Bücher schreiben kann, während andere Leute arbeiten gehen. Auch das will ich nicht missen.

Können Sie sich vorstellen, dass ein Roman von Ihnen hinter Gefängnismauern spielen könnte?

Mein Debüt-Roman "RaumZeit" spielt im Jugendknast.

Wenn ich Sie richtig verstehe ist das Ziel ihrer Bücher Fragen aufzuwerfen, nicht Antworten zu geben. Sind die Fragen von Gefangenen andere als die von anderen Zuhörern vor denen Sie lesen?

Nein. Und das ist gut so. Denn ein gutes Buch richtet sich, abgesehen vom Lesealter nicht an eine bestimmte Zielgruppe mit bestimmten Lebensumständen. Im Gegenteil hat Literatur ja die Eigenschaft, solche Grenzen zu sprengen. Zumindest im Kopf.

Haben die Gefangenen genügend Fragen aufgeworfen?

Die Fragen müssen den Fragenden genügen, also dem Publikum, nicht mir. Insofern würde ich mal sagen: ja :-)

Vielen Dank Herr Linker für dieses Interview.

Bildergalerie:

Quelle Bilder: Frau Staudt