wappen

Innerhalb der Ausstellung gab es für die Besucher die Möglichkeit an Hörstationen verschiedenen eingesprochenen Texten und Podcasts mit Bezug auf die Kunstwerke zu lauschen. Zu einigen Kunstwerken hatten Inhaftierte geschriebene Begleittexte angefertigt, die den Besuchern ein tieferes Verständnis für die Kunstwerke vermittelten.

Audio Podcast zum "Antragswesen"

antragswesen

Drei der Künstler waren neben der Initiatorin der Ausstellung, der Seelsorgerin Frau Knaak-Sareyko, jeweils anwesend, um den Ausstellungsbesuchern die Entstehung der einzelnen Kunstwerke zu erläutern und um mit den Besuchern über die Inhalte zu diskutieren.

Ausstellungsraum war die Kirche von Haus 2. In der Mitte der Kirche und damit im Zentrum der Ausstellung stand das sogenannte Antragswesen. Ein imaginärer Haftraum, geschaffen aus den mit alten Kleiderbügeln gestalteten Kunstwerken, wurde um das Antragswesen herum von den Inhaftierten aufgebaut und weitere Kunstwerke an den Wänden und im Raum wurden mit einbezogen. – Die alten Kleiderbügel sind nicht nur einfache Kleiderbügel. Nein!, sie hatten zuvor jahrzehntelang in sogenannten Kleiderbeuteln die Aufgabe, die Kleidung und Habe der Inhaftierten bis zur Entlassung aufzubewahren. Ein Inhaftierter drückte dies so aus, man gebe beim Eintritt in den Knast sein gesamtes Leben dort ab bzw. hänge es auf.

Neben den Besuchern von außerhalb nutzen auch viele Inhaftierte die Gelegenheit, die von den Mitinhaftierten gestaltete Ausstellung zu besuchen. Vermutlich alle Besucher waren beeindruckt von der Vielzahl der Themen die Inhaftierte während der Haft beschäftigen und deren Umsetzung in Kunstwerke. Intensiv genutzt wurden die Hörstationen, die den visuellen Eindruck der Ausstellung mit Hilfe der von den Inhaftierten eingesprochenen Texte noch verstärkte und ergänzte. Dank der Führungen durch die Ausstellung und den sich dabei zwischen den Besuchern und den Künstlern entspannenden Gesprächen öffnete sich für die Gäste ein Stück weit die Welt hinter den Mauern.

„Mehr als Brot und Wasser“ – lautete das Thema der Knastkulturwoche 2019. Die Veranstaltungen in der JVA Siegburg zeigten den Besuchern eindrücklich, dass es zwischen Musik und Literatur verschiedenste Facetten gibt, die Inhaftierte berühren.

Autor: Jörg Gieseking | JVA Siegburg

Impressionen der Ausstellung: