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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich über Ihr Interesse an der Knastkulturwoche im nordrhein-westfälischen Justizvollzug. Dass wir diese erfolgreiche Veranstaltung nunmehr zum vierten Mal durchführen können, liegt insbesondere auch an Ihrer Offenheit gegenüber dem Justizvollzug, für die ich mich herzlich bedanke.

Die Knastkulturwoche steht dieses Jahr unter dem Motto "Sichtbar sein.".

Das Motto gefällt mir besonders gut, denn so einfach und kurz es auf den ersten Blick scheint, ermöglicht es doch bei genauerer Betrachtung eine Annäherung an den Justizvollzug aus verschiedenen Blickwinkeln. In unserer heutigen digitalen Welt ist Sichtbarkeit gerade in den Sozialen Medien das erstrebenswerte Ideal der jungen Generation. Daneben bedeutet Sichtbarkeit natürlich auch physische Präsenz. Aber sichtbar sein bedeutet mehr als digitale und physische Präsenz. Es ist ein Zustand des Wahrgenommenwerdens. Wenn sich digitale oder physische Präsenz aus nachvollziehbaren Gründen während einer Inhaftierung nicht mehr so einfach verwirklichen lässt, haben die Inhaftierten im Rahmen der Projekte der Knastkulturwoche durch ihre Kunstwerke wieder die Chance wahrgenommen zu werden. Gefühle wie Wertschätzung, Anerkennung und Respekt können wichtige Impulse sein, um das bisherige Leben zu reflektieren und können zugleich Ansporn für die weitere Haftzeit und das Leben danach geben.

Mein besonderer Dank gilt auch allen Bediensteten für ihren großen Einsatz. Nicht nur während der Knastkulturwoche, sondern das ganze Jahr über arbeiten sie an 365 Tagen, 24 Stunden am Tag mit den Inhaftierten, um diese auf ein straffreies Leben nach der Haft vorzubereiten. Auch für sie steht das Motto der Knastkulturwoche "Sichtbar sein.". Denn ihr wichtiger Dienst für die Gesellschaft wird meistens unsichtbar hinter den Gefängnismauern geleistet.

Ich freue mich auf viele Begegnungen und Gespräche bei den vielversprechend klingenden Veranstaltungen. Ich würde mich freuen, wenn Sie auf der ein oder anderen Veranstaltung durch Ihren Besuch auch sichtbar werden.

Dr. Benjamin Limbach
Minister der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen