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Je nach individuellen Fähigkeiten wurden die Insass:innen als Schauspielende, in Regie, Dramaturgie, im Bühnen- oder Kostümbild oder in der Bühnentechnik eingebunden. Gefängnisse sind in der Regel isolierte Orte, in denen Kultur und künstlerische Aktivitäten zumeist noch keine Rolle spielen. Auch Theaterprojekte, verbunden mit künstlerischen Professionalisierungsprogrammen und Vermittlung, sind im Gefängnis immer noch unbekannte und wenig genutzte Wege, um Inhaftierten aktive Unterstützung bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen.

Das Projekt AHOS unterstützt durch Kulturvermittlung im Theater- und Musikbereich die Resozialisierung von Insass:innen, indem es ihnen künstlerische und technische Fähigkeiten vermittelt und dadurch Perspektiven im Kulturbereich und anderen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht. Die bisher stark unterrepräsentierten Perspektiven von Inhaftierten finden so Einzug in die künstlerische Praxis. Die Stärkung des Selbstwertgefühls ermöglicht eine persönliche Weiterentwicklung und damit eine Stärkung ihrer Zukunftsperspektiven. Darüber hinaus haben die mitwirkenden Insass:innen die Möglichkeit, nach der Entlassung bei der Suche nach einer Ausbildung oder einem Job in der Kulturszene, u.a. beim Sommerblut Festival, unterstützt zu werden.

Desweiteren werden die Mitarbeitenden in der JVA für künstlerische Themen und Theaterarbeit sensibilisiert und das öffentliche Publikum kommt mit den individuellen, sonst kaum sichtbaren Lebensthemen der Insass:innen in Kontakt.

Unter der künstlerischen Leitung der erfahrenen Regisseurin Elisabeth Pleß experimentierten die beteiligten Insass:innen und weiteren künstlerisch Beteiligten zum Thema „Grenzen“. Elisabeth Pleß leitete unter anderem das erfolgreiche Theater-Projekt „Knock Out“ 2021 in der JVA Wuppertal. Zur Entwicklung des Stücks wurden Musik- und Schreibworkshops, Theaterwochen sowie in Vorbereitung auf die Aufführungen Probenwochen angesetzt.

In Kooperation mit Theaterakteur:innen aus Italien, Serbien, Griechenland, Polen und Deutschland entwickelte das Sommerblut Festival darüber hinaus ein Handbuch zur Theaterarbeit in Gefängnissen. Dabei fanden ein internationaler Austausch und gegenseitige Besuche in kooperierenden europäischen Gefängnissen statt. Die Entwicklung des Stücks wurde von den europäischen Partner:innen begleitet. Es fanden Netzwerkveranstaltungen mit den europäischen Partner:innen statt. Alle gesammelten Erkenntnisse flossen in die Erarbeitung des Handbuchs.

Sommerblut Festival

Das Sommerblut Festival entwickelt seit über 20 Jahren Kulturprojekte mit Künstler:innen und Expert:innen der Lebenswelt, die Sehgewohnheiten hinterfragen, unterrepräsentierte Stimmen auf die Bühne bringen und nachhaltig gesellschaftliches Umdenken anstoßen mit dem Ziel, einen Beitrag für eine diverse, inklusive und demokratisch-aufgeklärte Kultur- und Stadtgesellschaft zu leisten.

All hands on stage (AHOS)

Das Theaterprojekt AHOS öffnet das Gefängnis als diskursiven Raum. Es erlaubt innovative Möglichkeiten der Partizipation und Repräsentation für die Insass:innen in Kultur und Theater. Theater und kulturelle Vermittlung ist ein wesentlicher neuer Ansatz in der Resozialisierung für die Menschen in Gefängnissen und damit zukunftsweisend und nachhaltig für die gesamte Gesellschaft.

Durch die Einbindung des Projektes in das Sommerblut Kulturfestival 2024 erreichte es frühzeitig eine breite Öffentlichkeit. Es wurde in die Öffentlichkeitsarbeit des Festivals eingebunden. Das Sommerblut Festival verfügt NRW-weit über langjährige Medienpartner:innen. Die Bewerbung des Projekts erfolgte auch durch die Online und Social-Media-Kommunikation aller beteiligten europäischen Akteur:innen.

Weitere Informationen

AHOS "All hands on stage" - Europäisches Projekt für Theaterarbeit in Gefängnissen

Quelle (Text&Bilder): Hanna Behr www.sommerblut.de