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Für uns ist das ein besonderes „high light“, denn der Herr Linker wird während dieses Treffens seinen neuen Roman „Dschihad Fake“ (dies ist der bisherige Arbeitstitel) vorstellen, den er gerade beendet hat. Sein Buch wird bei dtv verlegt und erscheint dann auf dem Buchmarkt. Sie haben bei uns die Chance, als erste mit dem Autor über sein Buch zu diskutieren! Für alle Fragen, die mit dem „Handwerkszeug und dem Beruf des Schriftstellers" zutun haben, steht er im zweiten Teil des Literaturkaffees zur Verfügung. Im Mittelpunkt dieses Treffens stehen also nicht das Kaffeetrinken oder das Gespräch mit den Mithäftlingen, sondern eine Lesung und das Gespräch mit Herrn Linker. Von 2003 bis 2005 bot er für den Katholischen Gefängnisverein Siegburg e.V. eine Literaturwerkstatt an, um Jugendliche aus dem Haus II mit den Methoden kreativen Schreibens vertraut zu machen. Da wir Christian Linker schon lange kennen und seine Themenauswahl und seine Art zu schreiben schätzen, wissen wir schon heute, dass wir uns beim Literaturkaffee auf keinen Fall langweilen werden.

 

Organisation durch: Pfr. Werner Bußmann, , Vorsitzender des Katholischen Gefängnisvereins Siegburg e. V. und Werner Kaser Pfarrer, Katholische Gefängnisseelsorge Siegburg.

 

Zum Inhalt vom Roman „Dchihad Fake“:

Die Studentin Nelly hat alles, was sie sich immer gewünscht hat: eine coole WG, nette Freunde, einen interessanten Job, ein Pferd und ein Auto. Trotzdem fühlt sie sich oft leer, sucht nach einem Sinn im Leben, nach einer Wahrheit – bis sie dem verrückten Online-Aktivisten Jens begegnet, der sich selbst als Dschihadist bezeichnet. Im Internet erfährt sie mehr über den Islam, konvertiert und schließt sich einer Gruppe von Salafisten an, deren Ziel es ist, den echten, unverfälschten Glauben zur Zeit des Propheten zu leben. Dass sie mit ihrer neuen Lebensweise in ihrem bisherigen Umfeld überall aneckt, macht ihr nicht viel aus, denn sie hat viele neue Geschwister im Glauben. Zugleich wächst in ihr die Sehnsucht, für die Sache Gottes kämpfen zu können – auf kreative Weise, wie sie sagt. Diese Möglichkeit scheint sich zu ergeben, als Hamit auftaucht, der zuvor einige Monate im Grenzgebiet von Afghanistan und Pakistan zugebracht hat. Mit ihm und Jens schmiedet Nelly einen verwegenen Plan. Doch die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion beginnen zu verschwimmen…

 

Hier eine kurze Leseprobe:

„Die al-Qa’ida“, wiederholte Jens leise und lachte in sich hinein. „Wenn es die überhaupt noch gibt – außer als Projektionsfläche für die Ängste und Aggressionen des Westens.“ „Du musst es wissen“, meinte ich. „Schließlich bist du ja Dschihadist.“ „In scha‘ Allah“, nickte er. „Dschihad ist keine Top-Down-Strategie. Die meisten Leute denken ja, da sitzt irgendwo so ein Osama bin Ladin in ir-gendeiner Höhle in den Bergen und dirigiert ein Heer von Marionetten, am besten per GPS, ha! Aber in Wirklichkeit ist es umgekehrt. Du musst dir al-Qa’ida als eine Art Franchisingkonzept vorstellen. Jeder kann eine Zelle bil-den, den Kampf aufnehmen und sich als Teil der großen Bewegung fühlen. Jeder Vollpfosten mit ‘ner Digicam und ‘nem Internetanschluss kann sich einen klangvollen Namen geben und ein martialisches Drohvideo ins Netz stellen. Wirkt immer, selbst als Fake.“ Ich schaute in meinen Tee, dann sah ich auf und meinte: „Genau darauf kommt es doch auch an. Auf die Wirkung meine ich. Oder was ist der Sinn von Terror?“ „Feinde zu töten und Angst zu verbreiten“, antwortete er ohne zu zögern. „Streich das mit dem Töten“, erwiderte ich. „Denk mal an die RAF. Haben die irgendwelche ihrer Ziele erreicht, mit den ganzen Attentaten? Das, was diese Leute wirklich erreicht haben, war die Eskalation. Auf Seiten des Staates, meine ich. Rasterfahndung, Radikalenerlass, Panzerfahrzeuge vor Regierungsgebäuden. Der Staat hat seine Maske fallen lassen. Das war der Erfolg der RAF. Wenn diese Gesellschaft Angst hat, dann zeigt sie ihr wahres Gesicht.“

 

 Zur Person von Christian Linker:

Christian Linker, geboren 1975, studierte Theologie, arbeitete als Bildungsreferent mit Jugendlichen aller Schulformen in Seminaren zu verschiedenen Lebensfragen und leitete als Diözesanvorsitzender den Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Köln (Dachorganisation der katholischen Jugendverbände). Er lebt als freiberuflicher Schriftsteller in Köln. 2002 veröffentlichte er seinen ersten Jugendroman „RaumZeit“, der aus Gesprächen mit jugendlichen Inhaftierten in der JVA Siegburg entstand. In seinem spannenden Buch zeichnet er ein sehr realistisches Bild des Lebens in Haft und der Probleme, die auf einen Inhaftierten einstürzen. Von einer Gruppe jugendlicher Preisrichter wurde der Roman für den deutschen Jugendbuchpreis 2003 vorgeschlagen. Der Jugendroman “Es muss mal was passieren!” handelt von einer Clique ganz besonderer Prägung: Rumhängen, über das Leben philosophieren und Gedichte schreiben, das ist das Hobby einer Gruppe Jugendlicher, die sich “Das Projekt” nennen. Ihr Fazit: Es ist zwar immer was los, aber eigentlich passiert nie wirklich was. Das ändert sich grundlegend, als sich diese jungen Leute mit der rechten Szene anlegen … Sein dritter Roman, „Doppelpoker“ ist eine „Love and Crime Story“: Am ersten Ferientag erwacht Julius mit einem bösen Schädel, ohne jede Erinnerung und leider auch ohne den wertvollen Erbring der Familie. Um ihn zurück zu bekommen, lässt er sich auf ein gefährliches Spiel mit der zwielichtigen Joe ein. Neben dem Mädchen haben aber auch der fiese Schläger Wladimir und der schleimige Hehler Wagner eigene Karten im Spiel. Eigentlich ja eher kein Setting für eine Love-Story… Das Buch „Blitzlichtgewitter“ ist äußerst rasant geschrieben und erinnert wirklich an ein Blitzlichtgewitter, das über einen hereinbricht. Die Story um „Handy-Kriminalität“ nimmt einen völlig unerwarteten Ausgang … Im Jugendroman „Absolut am Limit“ erzählt Christian Linker die Geschichte von Merle und Ben. Als es zwischen Ben, dem leidenschaftlichen Fantasy-Rollenspieler, und Merle, der Polit-Aktivistin, funkt, beginnt eine heftige Achterbahnfahrt der Gefühle. Mit Merle zusammen zu sein ist genauso berauschend, wie Ben es sich immer vorgestellt hat – und genauso kompliziert. Erst nach und nach entdeckt Ben, dass Merle längst nicht so stark ist, wie er immer gedacht hat – und dass sie dringend Hilfe braucht…

Von 2003 bis 2005 bot er für den Katholischen Gefängnisverein Siegburg e.V. eine Literaturwerkstatt an, um Jugendliche aus dem Haus II mit den Methoden kreativen Schreibens vertraut zu machen.