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Ungewohnte Arbeit für Inhaftierte

Die gelockerten Gefangenen sollen im Rahmen der Re­so­zialisierung und der unterstützenden Ent­lass­ungs­vor­be­reit­ung darüber auch den Weg zurück ins straffreie Leben finden und sich an Anforderungen und Abläufe außerhalb der Ge­fäng­nis­mauern gewöhnen.

Hr. Krull (1. Vorsitzender des Vereins) und Hr. Skrzyppek (Dipl. Pädagoge in der JVA) blicken auf die Jahre der ungewöhnlichen Zusammenarbeit mit Freude zurück. Der Verein Rad und Tat e.V. betreut Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Senioren und kranke Kinder. „Dabei ist der Einsatz der ehrenamtlichen Helfern vom Wunsch getragen, in unserer so technisierten und vom Leistungsgedanken orientierten Gesellschaft etwas mehr Menschlichkeit zu bringen“ (Auszug aus der Vereinssatzung).

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Nach ersten Gesprächen zum gegenseitigen Kennenlernen fanden der Verein und die ersten Häftlinge im Jahr 2009 zueinander.
Seitdem konnten über 30 Gefangene den Verein bei folgenden, ehrenamtlichen Tätigkeiten unterstützen:

  • Kegeln und Kochen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
  • Unterstützung und Mitarbeit bei Kinovorführungen und Lichtbildervorträgen für Senioren oder Flüchtlingen.
  • Kinderbetreuung für eine FAS-Selbsthilfegruppe.
  • Teilnahme an Ausfahrten mit unterschiedlichen Rädern für Menschen mit einer geistigen Behinderung als Beitrag zur Förderung der Gesundheit, der Bewegung und der sozialen Kontakte.
  • Graffitiprojekt in Zusammenarbeit mit einem Künstler, Hauptschülern, Flüchtlingen und Inhaftierten.
  • Vorbereitung, Bewerbung und Durchführung ( incl. Verkauf, Kassenführung und Betreuung von Infoständen ) u.a. Fahrradmeile HF, Spendengala im Elsbachhaus, Apfelfest in Bünde, Weihnachtsmarkt in Herford mit der Drehorgel u.v.m...

Außerdem unterstützten über 30 Inhaftierte den Verein bei der Aktion „Abnehmen für Afrika“. Die angestrebte Gewichtsreduktion wurde durch eine gezielte, zweifache Ernährungsberatung und eine zusätzliche Laufgruppe unterstützt.

Vorteile für alle Beteiligten

Trotz anfänglicher Skepsis und Bedenken, wie die unterschiedlichen Menschengruppen miteinander umgehen und aufeinander zugehen würden, kann man rückblickend nur sagen, dass alle Beteiligten von dieser Zusammenarbeit profitieren. Dies stellte der Vorsitzende des Vereins schon 2011 fest. Für den Verein bedeuten die Männer manchmal die notwendige Manpower, um weitere Projekte zu realisieren und voranzutreiben. Außerdem würden ohne Unterstützung der Gefangenen manche Vereinsaktivitäten nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden. Viele Teilnehmer der unterschiedlichen Angebote sind besonders auf die Zusammenarbeit mit dem Verein angewiesen, da diese für sie eine besondere Rolle spielen bzw. übernehmen.

Aber auch für die Häftlinge bietet die Arbeit im Verein viele Vorteile: Sie können vielfältige Erfahrungen in Bereichen sammeln, zu denen sie bisher noch keinen oder nur eingeschränkten Zugang hatten. Außerdem können sie sich wieder an den Umgang mit nicht Inhaftierten außerhalb der Gefängnismauern gewöhnen und dadurch auch ihre sozialen Kompetenzen erweitern. Durch vertiefte Gespräche kommen einige von ihnen zu neuen Ansichten, so dass ein Perspektivwechsel stattfinden kann. Bei einem Treffen berichtete Hr. Krull, dass er auch nach der Haftentlassung weiterhin mit zwei ehemaligen Helfern im Kontakt steht und ein weiterer den mutigen Schritt gegangen ist ein Soziales Jahr zu absolvieren.

Mundpropaganda fördert Interesse an Mitarbeit

In der Anstalt belebt der Austausch der Inhaftierten untereinander das Interesse an einer Mitarbeit in dem Verein stark, so dass man von einer gelungenen Mundpropaganda sprechen kann. Sie melden sich in der Anstalt zuerst bei dem zuständigen Ansprechpartner Hr. Skrzyppek. Dieser führt mit ihnen zuerst ein Vorgespräch, bevor im Austausch mit den verantwortlichen Betreuern und Bereichsleitern eine Vorauswahl getroffen wird.

Die ausgewählten Gefangenen treffen danach innerhalb der Anstalt erstmalig mit Hr. Krull zusammen, um sich gegenseitig kennenzulernen. Verläuft dieses für beide Seiten positiv, können die Interessierten mit einem vorher abgesprochenen Arbeitsplan zu den Einsätzen und Projekten außerhalb der Mauern aufbrechen.

 

Weitere Informationen zu dem mildtätigen Verein Rad und Tat e.V., seinen Zielen und vielfältigen Aufgaben findet man unter www.facebook.com/radundtat.ev.